In Orléans hatte Audrey oft von Arcachon erzählt. Als Anni fragte, was es am Atlantik für schöne Ziele gibt, erinnerte ich mich daran. Und auch als Matthias sich ein Ziel am Atlantik wünschte. Dann erinnerte ich mich auch, dass ich vor ein paar Tagen mit Karsten darüber gesprochen hatte, weil er dorthin wollte. Jedenfalls hat es einige Momente gegeben, die mein Unterbewusstsein beeinflusst haben.
Unser Ort besteht nur aus 3 Campingplätzen. Wir fahren am ersten vorbei und Matthias schreit auf: “Alter Vatter!” Am Ende des Campingplatzes scheint eine meterhohe Düne durch die Bäume. Das hatten wir nicht erwartet. Genauso ist es beim nächsten und unserem Campingplatz. Wir checken schnell ein, suchen uns einen strategisch guten Platz und laufen los zu diesem riesen Sandberg. Wie der Ochs vorm Berge, stehen wir vor der Düne. Wir sehen Fußspuren, die steil hoch führen. Ich mit Yili vor dem Bauch würde lieber um die Düne herum laufen, aber da Matthias nicht locker lässt, nehme ich das resigniert als Workout und Nervenkitzel für junge Mütter und beginne mit dem echt steilen Aufstieg.
Auf der Mitte kann ich nicht mehr, und frage mich, warum ich das Kind trage, und was zur Hölle ich hier eigentlich tue, aber wir sind schon auf der Höhe der Baumkronen. Zu hoch, um zurückzugehen. Ich schnaufe weiter bis nach oben und sehe, dort ist nicht wie erwartet der Weg zum Meer. Sand, Düne, Sand und irgendwo da unten ist der Bassin - alles ist in das warme Licht der Abendsonne getaucht. Wir sind an einem der schönsten Orte der Welt gelandet.
An nächsten Tag radeln wir die 15km nach Arcachon. Wieder präsentiert sich Frankreich als tolles Fahrradland: durch das Villendorf Pylat und über die Strandpromenade fahren wir am Meer entlang, an den Sonnenanbetern vorbei.
Im Restaurant schmeißen wir zur Begrüßung ein Glas auf den Boden. Auf meine Entschuldigung und Erklärung, dass wir es waren und nicht das Baby, sagt die Kellnerin, das sei wenigstens ehrlich. Na immerhin…
Tag 2 wollen wir am Strand verbringen. Matthias steckt wieder all seine Energie in den Bau eines Sonnenschutzes anhand eines Tarps, Strippen und Wanderstöcken. Das Baby probiert mal wieder eine handvoll Sand. Der lange Strand lädt zum Laufen ein.
Wir müssen unsere Wanderung nach einer Weile geschreibedingt abbrechen, nur versperrt uns dieser Dünenberg den direkten Zugang zum Campingplatz. Na wir haben ja die Wanderstöcke dabei. Und wieder lohnt es sich, es ist ein wunderbarer Blick, dieses Mal auch auf die Gleitschirmflieger, durch deren Flugbahn wir stapfen. Nichts für ungut.
Wir wollen am nächsten Morgen früh weiter fahren, aber vorher verbringen wir noch einen wahnsinnig entspannt unterhaltsamen Abend mit Anni, die ich 2011 in Neuseeland kennengelernte, ihrem Freund Stefan und ihrem Sohn Jesper. Auch sie sind in ihrer Elternzeit unterwegs. Im Restaurant hat plötzlich jemand die Idee, dass man die beiden Babies auch gegenüber setzen könnte, damit sie sich ihre Spielsachen gegenseitig zuwerfen und wir nicht ständig alles aufheben müssen.
Der Plan geht auf (!), wir lachen uns so kaputt und haben Zeit, uns zu unterhalten. Später dürfen wir mit zur Bleibe der Kevelaeraner und lassen den schönen Abend dort zu Füßen der Düne ausklingen. Hoffentlich sehen wir uns bald schon wieder!