Mein Sandkastenfreund Marc lacht und erklärt mir wonach sein Haus benannt ist. Unter Nabo versteht der Portugiese Rettich. Oder aber auch den Penis eines Mannes…
Aber eins nach dem anderen. Bérénice berichtet wie wir hier hingekommen sind:
Bekloppt, aber doch irgendwie auf dem Weg, und ob und wann sich die Gelegenheit wieder ergeben wird, wissen wir nicht. Also machen wir uns morgens von Granada auf nach Portugal.
Wir sind sehr gespannt, denn nur bruchstückhaft puzzeln wir zusammen, was uns dort erwartet: Marc, ein Kindergartenfreund von Matthias' Schwester wohnt irgendwo in Portugal auf dem Land, an einem Fluss und will dort eine Pension eröffnen. Jedenfalls scheint er sich über Besuch zu freuen, so klingen die Mails, die er Matthias schickt. Wir fühlen uns ganz abenteuerlich, als es in der WhatsApp heisst, auf der Landstraße von Portalegre zwischen km 17 und 18 müssten wir auf den Feldweg abbiegen und er würde uns mit dem Rad abholen.
So ist es dann auch. Von diesem Treffpunkt aus geht es noch eine Weile über Stock und Stein über einen plattgefahrenen Weg bis wir zu einem hübschen weissen Landhaus mit gelbumrandeten Fenstern kommt. Um das Haus herum sind ein paar wenige Bäume und auf den ersten Blick gelbvertrocknetes Gras. Wir werden herzlichst von Marc und Nadja begrüßt, auch recht lange vom Gebell der Hunde Paco und Lola. Wir verbringen einen langen, entspannten Abend zusammen bei Koriander-Knoblauch Mayonnaise zu Rippchen und Kartoffeln aus dem Feuer.
Yilian, der während des Essen neben uns liegt und schläft, als sei er es schon sein ganzes Leben gewohnt, weckt uns leider am nächsten Morgen viel zu früh.So können wir dafür an Marcs Morgenspaziergang über sein Anwesen, endlich kann ich diesen Ausdruck ohne Ironie benutzen, teilhaben.
Durch ein altes Gatter geht es auf einem Weg in der Mitte des Anwesens los. Rechts und links sind Überreste von alten Stallungen und Häusern. Was hier wohl schon alles geschehen ist?
Marc erzählt uns eine Geschichte. Vor 80 Jahren soll ein junges Mädchen vor dem Haus umgebracht worden sein. Beim Aufräumen des Hofes findet er unter viel Müll einen Kinderschuh…
Durch Ginsterbüsche die hin und wieder von Korkeichen gesäumt werden erreichen wir schliesslich den Bach, der am tiefsten Punkt des Grundstücks fliesst. Ein Lorbeerbusch steht kurz vor dem Ufer und wir beschliessen am naechsten Tag noch einmal wieder zu kommen und Lorbeerblätter mitzunehmen.
Die Hunde geniessen die willkommene Erfrischung im Bach, wir kämpfen uns ohne Machete durch den Uferweg. Auf der anderen Seite kann man das zweite Haus, was nicht völlig verfallen.
Endlich sehen wir die Kühe, die wir schon die ganze Zeit durch ihre Glocken gehört haben. Hier werden überigens Kühe gezüchtet, die Hörner haben. In Deutschland sieht man sowas eher selten.
Das das Fleisch hier eine gute Qualität hat haben wir auch gestern bei den Rippchen schon geschmeckt. Es war einfach saftiger als wir das aus Deutschland kennen, obwohl nur ganz simpel mit Salz vor dem verbrennen geschützt und über dem Feuer gegrillt.
Langsam endet unser Rundgang. Nach weiteren Ginsterbüschen und einem kleinen Teich, in dem sich Schildkröten und Frösche tummeln, kommen wir noch an dem Selbstversorgungsfeld von Marc und Nadja vorbei, was ich am Abend noch genauer kennenlernen sollte.
Ich bin erstmal froh den kleinen Prinzen wieder ablegen zu dürfen.
Nach kurzer Pause hat mich die Neugierde gepackt und ich mache den alten Backofen sauber. Marc aus der ältesten Bäckerfamilie Bochums stammend nimmt sich vor beim nächsten Besuch in Bochum zu schauen ob noch ein Brotschieber im Familienbesitz ist.
Ich mache Feuer und während der alte Ofen langsam aufheizt einen Hefeteig. Natürlich alles etwas ad hoc, aber die Brotfladen, die wir daraus backen waren durchaus lecker.
Yilian lässt sich in der Zwischenzeit von Nadja bespassen
Nachmittags ist es so heiss, dass wir nicht viel machen. Wir machen einen weiteren kleinen Spaziergang. Es sitzt sich schon ganz prima auf Papas Schultern. Zurück baden wir Yilian in einer der Rakokisten.
Nach der ausgiebigen Siesta helfe ich Marc beim bewässern des Selbstversorgerfeldes. Wir fangen mit den Kartoffeln an. Ehrlich gesagt ich dachte wir wollten nur die Kartoffeln bewässern. 25kg hat er in die Erde getan. Das sind einige Reihen. In jeder Reihe sind zwei Eimer Wasser nötig, die wir vom großen Faß was mit einem Schlauch aus dem Brunnen gespeist wird abfüllen. Nachdem ich zweimal Hautkontakt mit den Feigenkakteen gemacht habe, die Nadja für die Kosmetikindustrie zwischen unterschiedlichen Beete gepflanzt hat, laufe ich nicht mehr zum Faß sondern leere nur die Eimer, die Marc mir anreicht. Trotzdem bin ich, als wir mit den Kartoffeln fertig sind froh.
Und dann kamen noch Kohl, Salat, Zucchini und Tomaten dran…
Hungrig und zufrieden kehren wir nach fast drei Stunden auf dem Feld zurück und bekommen Suppe, Brot und Bier. Marc nicht falsch verstehen, es hat mit Spass gemacht, und vielleicht war es ganz gut dass ich nicht von Anfang an wusste, was wir alles bewässern würden!
Am nächsten Morgen gehen wir drei Berses wie gesagt noch schnell zum Lorbeerbusch und decken uns ein.
Danach geht es über einen Stop am Supermarkt zum Freibad, bevor wir uns auf den Weg nach Salamanca machen.
Für Abenteuerurlaub im und auf dem Bauernhof können wir Euch Nadja und Marc herzlich empfehlen. Auch gibt es in der Gegend um Castelo de Vide viel zu entdecken und vor allem viel Landschaft und gutes Essen.