Bérénice:

Granada Tag 1:

Drei Tage haben wir für diese Stadt. Gut, dass ich mich schon vorher davon verabschiede, alles sehen zu wollen. Für Tag 1 habe ich mir vorgenommen Matthias den Albayzín, das ehemalige muslimische Viertel, zu zeigen.

Paseo del Darro Paseo del Darro

Wir wollen am Fluss entlang und später zum Aussichtspunkt par excellence, dem Mirador San Nicolás, hochsteigen. Zuerst geht es aber durch die von mir oft abends besuchte Calle Elvira. Alles scheint anders. Bei ersten “Moro” kaufen wir einen Bettüberwurf und eine Bauchtasche und staunen hinterher selbst über diesen Amateurfehler.

Wir stellen fest, dass wir in der schmalen Gasse entlang des Darro alle paar Minuten für die nächste Touristenkutsche weichen müssen. Wo damals nur wenige Geschäfte waren, ist jetzt alles voll mit Segway Touren, Immobilienmaklern, Touristeninformation u.v.m. Beim Aufstieg ist die Hitze mit Baby vor dem Bauch schon arg. Ich versuche nach Gefühl zum Mirador zu kommen, aber es gibt doch zu viele Sackgassen und verwinkelte Strassen und wenn ich ehrlich bin, erkenne ich wenig wieder. Oben angekommen ist Matthias fertig und ich wie immer begeistert vom Blick auf die Alhambra. Wir genehmigen uns ein kühles Bier mit der wunderbaren Aussicht. Yilian ist inzwischen wach und flirtet.

Wir gehen wieder auf der Seite der Calle Elvira hinunter, bewundern die kleinen Gassen mit wunderhübschen Häuschen, und genauso vielen Bruchbuden und Graffitis. An einigen Stellen öffnet sich vor uns das Mauerwerk und wir bekommen immer mal wieder unterschiedliche Ausblicke auf die Stadt auf der Seite der Gran Vía.

Ziemlich erschlagen von der Hitze, kommen wir in eine der Gassen, in der die Marokkaner ihre Tücher, Kleider, Lederwaren, Lampen etc. verkaufen. Mit quasi heraushängender Zunge nehmen wir Platz in einer der vielen Teterías, der arabischen Teestube. Dort läuft der Ventilator über unseren Köpfen, wir können dem Treiben in der Gasse folgen. auf unserem Holztisch mit Glastisch steht eine Shisha und es riecht nach Zimt und Tee. Wir erfrischen uns mit hausgemachten Limo, arabischem Kaffee und Mandelkuchen.

Zurück am Campingplatz sind wir heilfroh zu erfahren, dass soeben der Pool geöffnet wurde und genießen das kühle mit Blick vom Berg auf die Stadt, die im Hintergrund vor sich hin surrt.

Der Tag ist nicht zu Ende. Das Telefon klingelt. Mein damaliger Tandempartner Santi kommt mit seinem 2 Kindern vorbei. Die tollen Jungs sind sehr offen uns gegenüber, spielen gern mit Yilian und wir verbringen ein paar entspannte Stunden zusammen.

Granada, Tag 2

Ich will jetzt so eine Orange essen Ich will jetzt so eine Orange essen
Wir wollen früher los, schaffen es auch, um zuerst von der Gran Vía die Calle San Juan de Dios am Cafés und kleinen Geschäften vorbei herunterzulaufen. Wir wollen zu meiner alten Wohnung, in der Calle Gregorio Espin. Der Copy Shop auf der Ecke existiert nicht mehr, dafür hat sich die Kita gegenüber gehalten. Wir laufen einmal um den Block, ich möchte einen Blick in den schönen Innenhof der Facultad de Traducción e Interpretación werfen (Christine, die Ecke, an der wir uns immer getroffen und verabschiedet haben!). Die Türen sind verschlossen. Klar, es ist Samstag. Argh! Was sich nicht geändert hat: vor der Tür sitzen zwei Studenten und nutzen mit dem Laptop auf dem Schoss das WiFi der Uni.

Wir schlendern weiter, am Nepalshop und am Piercingstudio vorbei, zur noch schöner und grüner gewordenen Plaza Trinidad. Wir setzen uns auf eine kühle Steinbank im Schatten der großen Bäume und lauschen dem Plätschern des Springbrunnens. Yili nascht Kirschen und wagt ein paar Schritte an Papas Händen.

Vor der Kathedrale ist eine lange Schlange am Eingang. Wir entscheiden uns für Caña und Tapas und die Fütterung des kleinen Raubtiers bevor wir die Kathedrale schließlich betreten. Auch Yilian findet diese erst eine ganze Weile spannend. Später lauscht er meinem Audioguide, während sein Vater versucht, einen lautstark telefonierenden Spanier, der kein Englisch versteht (ich lasse bewusst aus, welche Worte fielen) mit einem “Hey, silencio!” zum Schweigen zu bringen. Der alte Spanier schaut kurz irritiert auf und telefoniert weiter.

Wir schlendern weiter durch den Realejo, vorbei am Centro de Lenguas Modernas, Pipipause bei ‘Patri’, einer Bar mit Schaufensterpuppen, die Flamenco und Torerotracht tragen. Die Tapas sehen gut aus, aber wir sind noch satt.

Langsam schließen die Geschäfte, es ist Samstag, wir wollen uns im Pool erfrischen und laufen Richtung Bushaltestelle. Wir stossen auf die ‘Bar Trinidad’. Noch eine Tapa? Klar! Migas will Matthias probieren, und ich einen Tinto de verano. Die Migas sind super, der Tinto de verano ist durch die Erinnerungen an die schönen Abende in Granada romantisiert. Susi, Silvie, Tati, Pamela, Nicole, es tut mir leid. Bei unserem nächsten Treffen wird der Tinto nicht fehlen.

Ouf! Das war ein Tag! Ab in den Pool, Baby füttern. Zum Abendessen mit Santi und seinen Jungs bekommen wir in Peligros ein Festmahl an Tapas mit Patas de Pulpo, Lomo, Manchego, Croquetas und Tintenfischsalat. Frei nach dem Motto Gemüse sind Pflanzen, kein Essen, harhar.

Tag 3 Alhambra

Natürlich darf der Besuch der Alhambra nicht fehlen. Mitte Mai die Tickets für unseren Zeitraum ausverkauft. Also treffen wir uns auf der Plaza Nueva mit Ángel, meinem damaligen Mitbewohner und fahren fröhlich quatschend den Berg hoch. Oben findet Matthias einen Aussichtspunkt, den wir nicht kannten.

Der Blick über die Stadt ist hervorragend. Eigentlich wollten wir aber die Alhambra sehen. Dazu laufen wir ein Stück herunter zum Palast von Carlos V. Es sind unglaublich viele Menschen da waren, für einen Eindruck hat es gereicht, so dass wir wieder ein schattiges Stück Bank suchen, um das inzwischen wache Touristenbaby vor dem tollen Springbrunnen am Haupttor zu füttern.

Wir laufen den schönen Weg hinunter in die Stadt, kaufen beim Araber ein paar Babysachen und verabschieden uns von Ángel.

Wir haben auch Hunger und mich zieht die Hoffnung, eine damals oft frequentierte Tapasbar zu finden, in eine Seitengasse. Da ist der Irish Pub (Mädels!) und da ist La Riviera, offen und es tummeln sich schon viele Leute dort. Wir kriegen noch den Platz auf der großen Fensterbank. Caña y tapa und für einen Moment fühle ich mich zurückversetzt, nur, dass neben mir mein Mann zufrieden die Patas de Pulpo kaut und unser Baby nach meinem Bier greift. Ein Glück ändern sich die Dinge. La vie est belle.