Auf unserer Reise Richtung Holland, wo wir am 21.6. von der Lichtfeschdgruppe erwartet werden, liegt der Mont St. Michel ganz richtig, um einen Zwischenstopp einzulegen. Die Abtei Mont St. Michel ist Teil des UNESCO Weltkulturerbes und liegt auf einer Insel im Wattenmeer der Normandie, ca. 1 km vom Festland entfernt. Erfolgreich verwirrt durch die zahlreichen Erklärungen der Campingplatzrezeptionistin dachten wir, es ist nicht erlaubt mit dem Rad den langen Steg bis zur Abtei zu fahren. Hätten wir es lieber einfach getan.
Denn wir haben in einem Wirrwarr von Baustellen und wenig Beschilderung erst an der eigentlichen Haltestelle auf den Pendelbus zur Insel gewartet. Dann hielt der nächste Pendelbus ein paar Meter in die entgegengesetzte Richtung, die Türen gingen aber nicht auf. Der Busfahrer verzog keine Mine und ließ uns vor der Tür stehen. Rechts war der blaue Knopf dem Rollstuhlfahrer, ist ja klar, dass Matthias den roten links vor sich drückt. Die Tür ging einen Spalt auf, es ist auch klar, dass man per Hand nachhilft… Bis der Busfahrerzwerg dem Vorhaben mit einem “Ohé, je me suis arrêté au feu rouge. L’arrêt c’est pas ici!” (Ich halte nur an der roten Ampel, die Haltestelle ist nicht hier) ein Ende setzte. Wild gestikulierend fügte er hinzu, dass man die Türen nicht mit Gewalt öffnen sollte. Matthias wich zurück, ich entschuldigte uns. Matthias hatte den Notknopf gedrückt.
Als wir es endlich in den Pendelbus geschafft hatten, fiel uns auf, dass wir uns das Theater hätten sparen können und einfach den Kilometer bis zur Insel mit dem Rad hätten fahren können. Ist das nicht großartig?
Auf der Insel herrschte schon wild-touristisches Gewusel mit Restaurants, die ihren Seeblick anpriesen und vielen Menschen, die anscheinend schon morgens gern dafür bezahlen wollten. Dennoch stiegen wir mit dem Gefühl, uns im mittelalterlichen Treiben zu befinden hoch zur Abtei. Dazu führte uns ein Rundgang vorbei an einer Aussichtsterrasse, von der man über das sandig-graue Wattenmeer auf das grüne Festland vom bretonischen Cancalefelsen bis zu den Felsen der Normandie blickte. Es folgte die Abteikirche, nach der wir Yilian im Schatten füttern wollten. Von einer ‘Surveillante’ wurde uns vorgeschlagen, wir sollten durch den Kreuzgang durch das Refektorium gehen. Welch eine Ehre, dort nahmen die Mönche ihre Mahlzeiten schweigend ein. Das Schweigen hatte Yilian falsch verstanden und unterhielt alle hereinkommenden Besucher. Es ging weiter über den riesigen Festsaal mit ebenso riesigen Kaminen, in die man 10 Menschen stellen konnte und die Krypta der dicken Pfeiler (‘Crypte des gros piliers), in denen Matthias Geheimgänge vermutete. Schon von außen konnten wir Schienen, die die Abteiwand hochführten, sehen; innen ist der sogenannte Karner (Kammer, in der menschliche Gebeine gestapelt wurden) und ein großes Rad, anhand dessen Nahrung für Gefangene herausgezogen wurde. Nicht ganz so harmlos wie wir dachten…
Die Besichtigung war beendet, uns war sehr warm, wir gingen ins ‘Tripote’, wo wir fast alleine waren, nahmen einen Snack ein.
Es waren wahnsinnig viele Menschen in den Gassen. Als wir rausliefen und am Stadttor vorbei, standen zwei Männer einfach nur da. Matthias, der sich inmitten der ganzen Touristen sehr sicher fühlte, die deutsche Sprache umgehend zu benutzen, sagte laut zu mir: " Und das sind hier die Türsteher, oder was?" Bevor ich kapiert hatte, wovon er redete, antwortete der eine: “Ja!”. Wie schön!
Der Abend endete trotzdem noch glimpflich mit Moules frites. Keiner hat Matthias an diesem Tag eins auf die Nase gegeben.
Ergänzend möchten wir noch auf eine weitere Entdeckung aufmerksam machen, dem Baguette Automaten. Schon an einer Autobahnraststätte hatten wir einen gesehen und sein Baguette probiert. Warm und knusprig kam das Baguette aus dem Automaten. Faszinierend!